Anfang Oktober hat das Bundesforschungsministerium den Aufbau des „Centers for the Transformation of Chemistry“ (CTC) bekannt gegeben. Es soll eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft chemischer Erzeugnisse etablieren und so den Strukturwandel in den Kohleregionen mitgestalten. Für den Aufbau des CTC sollen bis 2038 rund 1,2Milliarden Euro bereitstehen. Den Großteil mit 1,1Milliarden Euro stellt der Bund zur Verfügung, 100 Millionen Euro kommen von Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Mittel stammen aus dem „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“. Jährlich sollen so bis zu 170 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
„Ziel des CTC ist es, eine Kreislaufwirtschaft der Chemie zu ermöglichen, die auf nachwachsenden Rohstoffen oder recycelten Materialien aufbaut und deren Produkte wiederverwertet werden können“, sagt Professor Peter Seeberger vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam. Er hat die Pläne für das neue CTC ausgearbeitet und soll es nun auch aufbauen.
Großforschungszentrum soll 2026 in Betrieb gehen
Am 1. Januar 2026 soll es in Delitzsch bei Leipzig gegründet werden. Das Projektteam wird laut Seeberger zunächst 20 bis 30 Mitarbeiter umfassen. Später soll die Zahl auf bis zu 1.000 steigen, wovon mindestens 300 in einer Außenstelle am Chemiestandort Leuna arbeiten sollen. Dort setzt man bereits auf die Biochemie. Aktuell baut der finnische Konzern UPM für rund 750 Millionen Euro einen großen Chemiekomplex auf, um aus Holz chemische Produkte herzustellen. Es ist ein weltweit einzigartiges Projekt (siehe auch Seite 4). Das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Bio- technologische Prozesse CBP forscht am Standort an nachhaltigen Rohstoffen für die Chemie. „In Sachen Biochemie spielt das Chemiedreieck weltweit vorn mit“, so Christof Günther, Geschäftsführer der Chemieparkgesellschaft Infra-Leuna. Das mittelständische Unternehmen Exipnos aus Merseburg etwa arbeitet mit dem Fraunhofer- Pilotanlagenzentrum für Polymersynthese und -verarbeitung in Schkopau (Saalekreis) zusammen, um spezielle Bio-Kunststoffe auf Basis von Pflanzenresten zu produzieren.
Laut Branchenverband VCI besitzen in der organischen Chemie in Deutschland nachwachsende Rohstoffe als Grundstoff einen Anteil von knapp 13 Prozent. Laut Seeberger ist es nicht möglich, die riesigen Mengen an Erdöl und Erdgas allein durch Holz, Stroh oder Algen als Ausgangsstoffe zu ersetzen. Nur durch eine Kombination aus Recycling und nachwachsenden Rohstoffen könne eine nachhaltige Chemie entstehen.
STEFFEN HÖHNE
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