Zukunftsland Sachsen-Anhalt

Heizen wie in der Zukunft: Wasserstoffdorf in Bitterfeld-Wolfen

Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH: Einsatz von Wasserstoffheizungen ab 2024 geplant

Anna Schwert
Anna Schwert

Das Erdgas ist knapp, Öl und andere Brennstoffe schmutzig und teuer - die Frage, wie warme Wohnzimmer und heiße Duschen in Zukunft garantiert werden können, brennt Verbrauchern und Firmen derzeit unter den Nägeln. In Bitterfeld wird genau das getestet: Auf einem etwa zwei Fußballfelder großen Testgelände erprobt die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH (kurz Mitnetz-Gas) hier seit einigen Jahren das Heizen von Wohnräumen mithilfe von Wasserstoff. 

Wasserstoff als Heizrohstoff der Zukunft 

„Heute heizen wir mit Erdgas, in Zukunft wird es Wasserstoff sein“, sagt Projektleiterin Anna Schwert. Noch fehle es bei Installateuren, Produzenten und Gasversorgern allerdings an Erfahrung und Wissen um diese Technologie. Das soll sich ändern. Um das Heizen mit gasförmigem Wasserstoff zu erproben, simuliert der Gasversorger gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft auf dem Gelände bei Bitterfeld den praktischen Einsatz: Ein Rohrleitungssystem wurde eingerichtet, dazu ein begehbarer Container samt Heizungsanlage. Im sogenannten Innovationspavillon werde unter anderem erprobt, inwiefern sich schon heute verbaute Leitungen und Geräte für das Heizen mit Erdgas auch für Wasserstoff verwenden lassen, erklärt Schwert. Denn ob das klappt, zeige sich oft erst in der Praxis, so die Projektleiterin. Beispiel: Zwar lassen sich bestehende Kunststoffleitungen für Erdgas auch für Wasserstoff verwenden, müssen sie jedoch zeitweise verschlossen werden, reicht ein Abklemmen wie bei Erdgas nicht mehr aus. Der Grund: Die Wasserstoff-Moleküle sind kleiner, sie gelangen daher auch durch enge Verschlüsse. „Vieles kann man nicht im Labor testen“, sagt Schwert.

Noch wird für die Testläufe bei Bitterfeld sogenannter grauer Wasserstoff aus dem Chemiepark in Leuna (Saalekreis) verwendet. Er wird mithilfe von Erdgas produziert. Künftig sollen Haushalte laut Projektleiterin Schwert hingegen mit grünem Wasserstoff beheizt werden. Dieser wird mit Energie aus Solarzellen oder von Windrädern erzeugt und soll so das Klima schonen. Noch befindet sich die Wasserstoffheizung in der Testphase.

Einsatz von Wasserstoffheizungen ab 2024 geplant

Bis 2024 wird das Wasserstoffdorf in Sachsen-Anhalt voraussichtlich in Betrieb sein. Denn bislang fehle es noch an serienreifen Geräten für das Heizen mit Wasserstoff, so Schwert. Seit dem Überfall auf die Ukraine und dem Abriss der Gaslieferungen aus Russland habe das Thema jedoch an Aufmerksamkeit gewonnen. „Die Hersteller wurden alle wach, die Zeit ist reif.“ Schon in drei Jahren soll es laut Schwert daher soweit sein: Dann könnten die ersten Wasserstoffheizungen die hiesigen Wohnzimmer wärmen.


MAX HUNGER

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