Orangen aus Spanien, Schnittkäse aus den Niederlanden, Granatäpfel aus - woher nochmal? Die Produkte, die jede Woche hunderttausende Einkaufswagen füllen, kommen meist anonym daher. Wer sie hergestellt hat und vor allem wie, das bleibt für die meisten Kunden schleierhaft.
Crowdfarming soll direkten Bezug zu Lebensmittel fördern
Landwirtin und Unternehmerin Linda Becker aus Gardelegen (Altmarkkreis Salzwedel) möchte das ändern. Gemeinsam mit ihrem Partner treibt die 36-Jährige eine neue Vermarktungsstrategie für Käse und Milchprodukte aus der Region voran. Die Idee: „Die Kunden sollen einen direkteren Bezug zu Lebensmitteln bekommen“, sagt Becker. Für das Beispiel Käse bedeutet das: Der Kunde weiß, wie die Kuh, aus deren Milch er hergestellt wurde, heißt, wie sie aussieht, wie sie lebt. Dabei setzt die Geschäftsführerin der Bauer Freigeist GmbH in Gardelegen auf das sogenannte Crowdfarming.
So funktioniert Crowdfarming
Das Konzept: Über die Online-Plattform www.crowdfarming.com „adoptieren“ Kunden etwa eine Kuh, einen Orangenbaum oder Rebstöcke. Für einen einmaligen Betrag bekommen sie dann direkt vom Erzeuger ein Käsepaket, eine Kiste Orangen oder Wein zugesandt. Zusätzlich können die Crowdfarming-Kunden im Internet Informationen, Bilder und mitunter auch Videoaufnahmen der Landwirte einsehen – und zwar von „ihrer“ Kuh, „ihrem“ Baum, „ihrem“ Rebstock. Sie bekommen also detaillierte Einblicke in die Produktion vor Ort, die Ernte und die Weiterverarbeitung. Auch nach plastikfreien Verpackungen, Familienbetrieben oder Umweltschutzaspekten lassen sich die Produkte filtern. Liegt der Betrieb in der Nähe, ist in vielen Fällen auch ein Ortsbesuch möglich. „Der Verbraucher gelangt bei uns bis in den Kuhstall“, sagt Linda Becker. Die Landwirtin ist Teil des inzwischen europaweiten Crowdfarming-Netzwerkes. Gemeinsam mit ihrem Partner und ihren Eltern vertreibt sie hier neben Obstbetrieben in Spanien und Weingütern in Frankreich über das Internet Käse aus dem familieneigenen Betrieb mit rund 300 Milchkühen. „Das ist für uns eine Möglichkeit, unsere Produkte zu vermarkten.“
Crowdfarming als Teil des digitalen Lebensmitteleinkaufs
Den Supermarkt werde Crowdfarming zwar nicht ersetzen, wohl aber eine Ergänzung sein, glaubt Becker. „Wir sind im Zeitalter des digitalen Lebensmitteleinkaufs angekommen.“ 1.500 Kuhpaten zählt sie inzwischen, auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat bereits eine Gardelegener Milchkuh adoptiert. Preis eines 1,2 Kilogramm schweren Käsepakets: rund 48 Euro. Linda Beckers Tipp: Der Bio-Käse aus Sachsen-Anhalt ist auch ein beliebtes Weihnachtsgeschenk.
MAX HUNGER
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