Wenn Holm Kollautz wissen will, wo sich seine Holzstapel befinden und wie viele Baumstämme er noch zur Verfügung hat, dann muss er nicht in den Wald fahren. Zwei, drei Klicks am Computer reichen aus, schon ist er über seinen Holzbestand informiert. Denn von seinen Lagern im Wald gibt es digitale Kopien. Und das ist nicht das einzige, was Kollautz’ Forstbetrieb zum Digitalisierungschampion in Sachsen-Anhalt macht.
Digitalisierung des elterlichen Forstbetriebs
1991 machte sich Holm Kollautz mit seiner Firma selbstständig – Baumpflege, Baumernte, Baumverarbeitung. Ein bodenständiger Forstbetrieb entstand. Und das hätte auch so bleiben können, wäre da nicht Sohn Justin Kollautz gewesen. Der wuchs im Familienunternehmen auf, wollte nach der Schule aber erst einmal zur Deutschen Bahn und anschließend zu Volkswagen. Beides gefiel ihm zwar, erfüllte ihn jedoch nicht. Hinzu kam noch Heimweh. „Ich bin mit 18 Jahren weg aus meinem Heimatdorf und hatte seitdem keinen festen Lebensmittelpunkt – deswegen wollte ich zurück“, sagt Justin Kollautz, der heute 27 Jahre alt ist.
2020 kam er deswegen zurück in den elterlichen Betrieb. Und das mit einer Idee. „Ich war sehr technikinteressiert und überlegte mir zusammen mit meinem Vater, wie wir das große Erfahrungswissen, das in dem Betrieb steckt, in die digitale Welt übertragen und dort Mehrwerte schaffen können.“
Forstbetrieb wird umfangreich digitalisiert
Zusammen entwickelten sie die Online-Karte für die Holzstapel, schafften Papier im Büro fast komplett ab und statteten die Waldmaschinen mit GPS-Trackern aus, damit deren tägliche Arbeit satellitengestützt nachverfolgt werden kann. Aus dem Forstbetrieb Kollautz entwickelte sich so das Unternehmen Timbercut.
Unterstützt wurde das Vater-Sohn-Gespann bei dieser Transformation durch das Land Sachsen-Anhalt. Mit Fördergeldern aus dem „Go digital“-Programm konnten die Beiden Technik kaufen sowie Entwicklungskosten für Software bezahlen und eine neue Website programmieren lassen. Dort läuft jetzt Timberstore, der Online-Shop der Söllichauer. Über diesen können Kunden maßangefertigte Bretter und Kanthölzer sowie Forstarbeiterbedarf bestellen. Der Internetladen, vor zwei Jahren erst ins Leben gerufen, läuft schon so gut, dass Justin Kollautz dafür zwei Mitarbeiter eingestellt hat. Die Auftragsbücher seien voll, die Lieferzeit betrage aktuell vier Wochen. Sogar die US-Armee habe bereits Holz für einen Standort in München bei Timbercut bestellt. Angesichts solcher Erfolge ist auch Senior Holm Kollautz zufrieden. „Justin in den Betrieb zu holen und mit ihm den Digitalisierungsweg zu gehen, habe ich nie bereut“, sagt der Firmengründer.
Julius Lukas
Viele weitere positive Beispiele zu #moderndenken in Sachsen-Anhalt lesen Sie hier #moderndenken: Moderne Denker (sachsen-anhalt.de)